Internet & Technik

Machinengedichte und New Media in neuen Metren und alten Formen.

Kurgarten & das eintausendneunhundertneunundachtzigste Gedicht

Im Kurgarten Tegernsee

Zum Erwerb meiner Bücher

Lös Druck von meiner Seele - tu's!
Ich juble und verton das,
Bestell dir dann den liebsten Gruß -
Doch nie von Amazon was!

Tagesanbruch & das eintausendachthundertzweiundsiebzigste Gedicht

Sahara Dünen bei Erg Chebbi

Schwarzmaler

Der Himmel ist so klinisch hell,
Wir brauchen schwarze Sterne.
Zu chronisch lacht die Himmelszell' -
Drum mach dich frei und lerne:

Die gute Laune als Gebot
Sei anderen verpflichtend,
Die social-media-devot
Den scharfen Kontrasten
So schräg betont nah steh'n -
Nach anderer Sehnsucht gewichtend.

Game of Thrones & das eintausendachthundertzweiundsechzigste Gedicht

Der oft als Filmkulisse genutzte Kasbahkomplex von Ait Benhaddou

In den Influencerkulissen

Zicklein, Zicklein ohn‘ Gewand,
Wahrlich, du stöhntest schon über Verstand!
Weh, Schnittchen, du bist die Verblödetste hier -
Aber der Flittchen Influencercharme
Im Enddarmdunst von Instagram
Prägt in Tausenderpacks die verödendste Gier!

Filmpalast & das eintausendachthundertvierundzwanzigste Gedicht

Filmpalast Sendlinger Tor

Seele der Säle

In zehn Jahren kennt hier dann niemand mehr Polster
Und nuckelt nur am Digitalen,
Abhold der Komforts, derer ehemals tollster
Ist Teil des Tributs, den die Kalkfresser zahlen.
Und vorhanglos lügt sich zum Plan gegen Brände:
Der weltweite Rückzug in eigne vier Wände.

Doch werd ich die Logen, Parketts sowie Ränge
Mit meinem Gedächtnis auch weiter belegen.
Erinnerte Wucht jener Bilder und Klänge
Wird mich durch die Reizarmut flammend bewegen.

Schleißfontäne & das eintausendsiebenhundertsechsundsechzigste Gedicht

Fontäne im Hofgarten von Schloss Schleisheim

Unterm Kärcher

Es tilgt der harte Kärcherstrahl
Den Gilb vom Annodazumal,
Es rupft hervor der rüde Sprüher
Den neugebor‘nen Schlupf vom Früher.
Er schwemmt hinfort geballte Jahre
Und zerrt das Dämmern von der Bahre,
Er drillt den Neustart auf ein Jahr,
Da ich noch wilder Hoffnung war -
Eh mich des Alters Schlämme wuschen.

Ich sollt mal mit dem Kärcher duschen ...

Kanzel & das eintausendsiebenhundertachtundvierzigste Gedicht

Außenfassade der Allianz-Arena in der Abendsonne

Hexenjagd

Da kreucht es flink im Hexennest -
Ein sattes Glied entsetzt!
Der Inquisitor bebt und bellt,
Das Schlüpferchen benetzt,
Wenn Phantasie mit kühnstem Strich
Verpeinlicht das Befragen,
Dass schlimmster Ahn bestätigt sich -
Kaum lässt es sich ertragen! -
Doch da wir schon so tief gebohrt:
Wie deep drang JENER ein?
Enthemmt ergießt sich Wort auf Wort,
Erlöst von all der Pein.

Ein Stigma ist ein hohler Schlund,
Den Eifernde verfüllen.
Es braucht dazu nicht viel an Grund,
Nur unbeürrten Wüllen!

Moon over Mittenwald & das eintausendsiebenhundertelfte Gedicht

Mondaufgang an der Viererspitze des Karwendelgebirges bei Mittenwald

Memento Mori Memento

Denk es in Handschweiß, denk es in Plastik -
Weiß wohl, du denkst: Scheiß Gedankengymnastik!

Das gräuliche Vergilben
Der Computertastatur,
Der Chor der Hausstaubmilben
In Ritzen dort singt, nur
Es hapert an Verständlichkeit:
Auch digital herrscht Endlichkeit.

Denk's in Accounts-, Clouds- und Updates-Verwalten -
Weiß wohl, du denkst: Das bleibt ewig erhalten!

Das Lichtbild 1931 & das eintausendsiebenhundertsiebte Gedicht

Ausstellung Welt im Umbruch im Stadtmuseum München

Rübermachen

Hier im Hotel am Oderstrand –
Ein Ufer fern vom andren Land –
Erreichte mich nächtens, derweil ich noch schlief,
'ne SMS-Info zum Auslandstarif.

Als reichte meines Schlafes Weite
Herüber auf die andre Seite ...

(Was andrerseits für einen Traum
Ein maßvoller Gewinn an Raum)

Stadtmuseum & das eintausendsiebenhundertsechste Gedicht

Ausstellung Welt im Umbruch im Stadtmuseum München

Umbruchnaht

Oh Kraftwerk, oh Schalttafel, oh Apparat!
In euch dampft der Mythos vom Neuaufbruch,
Der Schneisen von frischer Erkenntnis und Tat.
Gebräuchlicher Fortschritt schien nicht nur ein Spruch,
Sondern ein vernehmbarer Einspruch zu sein -
Doch hielt man dies bald durch Vernehmungen klein.

Der Euphor ob berauschender Dienstbarkeit
Von Kraftwerk, von Schalttafel und Apparat
Las sich als Vertrag einer harmfreien Zeit.
Doch unter dem Hoffnungsflor gärte die Saat
Von Gartenerträgen der Mähdrescherei,
Der Umbruch versiegte in mehr Tyrannei.

In das Jahrhundern der Hoffnungsmaschinen
Entfaltet sich wieder der Glaube daran,
Möglichkeit könne der Möglichkeit dienen
Für das mähliche Nähern vom Irgendwann.
Doch Tastflächendruckkraft verschließt nicht die Naht
Zum Kraftwerk, zur Schalttafel, zum Apparat.

Loisach & das eintausendsechshundertneunzigste Gedicht

Blick auf den Lauf der Loisach vom Jochberg

Fünfte Auftragsversewoche 2021: Gewünscht wurden Gedichte zu den Themen Corona-Plauze, Olivenschiffchen, Quetzal, Granteln, Gendersternchen, Wetten Dass und Reizarmut.

Wetten Dass

Früher war mehr Lagerfeuer
Und das Publikum war treuer.

Früher, da war eine Show noch verbindlich
Unter dem Motto "Wer nix kann, gewinnt nich'".

Früher gab's mehr echte Stars,
Deutlich wen'ger Kameras.

Früher, da wurde noch feist überzogen,
Früher, da hat man meist feiner gelogen.

Früher musst es samstags sein -
Und die Auswahl war beinahe auswahllos klein.

Früher sah'n's gleichzeitig zwanzig Millionen -
Früher schien sich das zu lohnen.

Früher war mehr Wetten Dass
Und Lametta. - Bitte? - Spaß!

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